DAS JAHRHUNDERTSPIEL

Es sollte für Günter Netzer das letzte Spiel im Borussen-Trikot werden. Im Juni 1973 gab er offiziell bekannt, dass er ab der kommenden Saison nicht mehr am Bökelberg, sondern im Bernabeu-Stadion auflaufen werde. Nach 230 Bundesligaspielen für Mönchengladbach, in denen Netzer 82 Tore schoss, stand sein Wechsel zu Real Madrid bevor. Anfangs sah es nach keinem würdigen Abschied bei der Borussia aus.

Hennes Weisweiler gab nämlich im Pokalfinale Christian Kulik den Vorzug. Der strenge Trainer, der sich häufiger an den Eigenarten der „Diva“ Netzer rieb, verbannte die Nr. 10 auf die Bank. Weisweiler soll vom Vereinswechsel seines genialen Spielmachers nicht gerade begeistert gewesen sein. Zudem war der Mittelfeldregisseur physisch und psychisch angeschlagen. Er litt unter Muskelproblemen und musste den Tod seiner Mutter verkraften. Die Zuschauer im ausverkauften Rheinstadion (69 600 Besucher) wie auch die Kölner Spieler staunten nicht schlecht, als der blonde Fußballgott mit der Rückennummer „12“ auf der Reservebank Platz nahm.

Herbert „Hacki“ Wimmer trug die Kapitänsbinde. Netzers kongenialer Mitspieler war es auch, der die Borussia in der 24. Minute mit einem flachen Schuss ins rechte Eck in Führung brachte. Herbert Neumann erzielte fünf Minuten vor dem Pausenpfiff den Ausgleich. Trotz zahlreicher Chancen auf beiden Seiten – Jupp Heynckes verschoss in der zweiten Halbzeit einen Elfmeter – stand es nach 90 Minuten 1:1.

Weisweiler machte keine Anstalten, Netzer zu bringen, obwohl die Fans lautstark dessen Einwechslung forderten. Die Spieler lagen in der Pause vor der Verlängerung erschöpft auf dem Boden und ließen sich von den Masseuren die Krämpfe aus den Beinen schütteln. Da ging Netzer zu Christian Kulik und fragte ihn, ob er noch spielen könne. Als dieser verneinte, streifte er sich die Trainingshose runter und ging zu seinem Coach. „Ich spiele jetzt“, verkündete Netzer. Weisweiler musste es stillschweigend hinnehmen.

Der Star lief auf den Platz und die Fans der Fohlen tobten vor Begeisterung. Keine drei Minuten waren in der Verlängerung gespielt, als Netzer mit wallender Mähne aufs gegnerische Tor stürmte. Vor dem Sechzehner spielte er den Ball zu Bonhof, der ihm direkt zurück in den Strafraum passte.

Netzer zog ab und – obwohl der Ball kurz vorher versprang – zappelte das Leder zum 2:1 im Winkel.

Gladbach holte zum zweiten Mal nach 1960 den DFB-Pokal.

Die Spieler im Finale:

Heynckes     Rupp (117. Stielike)     Jensen

Wimmer        Kulik (91. Netzer)        Danner

Michallik    Vogts    Bonhof

Sieloff

Kleff

Der Weg ins Finale:

1. Hauptrunde
Freiburger FC – Borussia 3:1
Borussia – Freiburger FC 7:1

2. Hauptrunde
FC Schalke 04 – Borussia 0:2
Borussia – FC Schalke 04  1:1

Zwischenrunde
Borussia – 1. FC Kaiserslautern 2:1
1. FC Kaiserslautern – Borussia 1:3

Vorschlussrunde
SV Werder Bremen – Borussia 1:3
Borussia – SV Werder Bremen 4:2

Endspiel
Borussia – 1. FC Köln 2:1 n.V.